Was für eine tierische Region! (Teil 3)
Besuch der Little Hill Ranch in Schönsee & die Nacktkatze “Habibi” von Tobias Gawlitta und Tamires Ebauer
Kaum haben wir das Gelände der Little Hill Ranch in Rackenthal bei Schönsee betreten, grunzt es von links. Zwei Hängebauchschweine kommen neugierig angetrappelt. Mit diesem Grunzen begrüßen sie die Besucher. Vielleicht haben die ja was zum Futtern dabei. Hinter dem Schweinestall befindet sich eine Wiese mit Unterstand. Und von dort kommen gleich die nächsten Vierbeiner angelaufen: vier Esel, zwei Alpakas und ein Kamel.
Einer der Esel ist schon ganz grau und hält sich im Hintergrund. “Das ist Miss Marple. Die ist schon 40 Jahre alt und stammt aus schlechter Haltung. Seit sechs Jahren wohnt sie bei uns”, erklärt Bianca Biegerl, die die Ranch zusammen mit ihrem Mann Martin leitet. “Der schwarze Esel heißt Ida, der Kleine Trouble und die Mama von beiden heißt Gina”, fügt Antonia Biegerl (15) hinzu.
Und die drei Hängebauchschweine, haben die auch Namen? Bianca Biegerl guckt grinsend aus dem Augenwinkel und zögert einen kleinen Moment lang. “Die heißen Braten, Knödel und Soße.” Von allen Tiernamen, die wir im Rahmen unserer Serie bisher gehört haben, sind das eindeutig die besten. “Die heißen aber bloß so”, versichert Bianca Biegerl. Die drei können ein sicheres und unbehelligtes Schweineleben auf der Little Hill Ranch führen.
Seit rund zehn Jahren gibt es die Little Hill Ranch. Sie liegt, wer der Name schon sagt, auf einem kleinen Hügel. Biancas Biegerls Vater Manfred baute die diversen Hütten und Stallungen, seine Tochter und ihr Mann führen die Ranch und die Töchter Carolina (13) und Antonia (15) packen ebenfalls kräftig und gerne mit an.
“Wir sind eher zufällig da reingerutscht”, erzählt Bianca Biegerl zur Geschichte der Ranch. Die Fläche habe man von den Eltern bekommen. Rotwild zog ein, dann ein Pony und ein Esel.
Ehemann Martin wollte allerdings eigentlich ein Großpferd haben und die Töchter, damals noch klein, stritten sich um das eine Pony. Also kam noch ein großes Pferd und es zogen mehr Ponys ein. Heute sind es neun Großpferde und sechs Ponys.
Die Biegerls bieten auf ihrer Ranch allerdings inzwischen auch einigen echten Exoten ein Zuhause. Rund 20 Tierarten leben hier, darunter Strauße, Kängurus, Emus, Stinktiere, Laufenten, Ziegen, Polarfüchse, Frettchen und Affen.
“Die Exoten sind immer durch Zufall bei uns gelandet. Zum Beispiel, weil deren Besitzer gestorben ist und die Frau mit den Tieren nichts anfangen konnte. Einen der Strauße wollte der Besitzer eigentlich zum Schlachten haben, doch dann brachte er das nicht mehr übers Herz, als er das Tier besser kennen lernte. So landete auch dieses Tier hier.”
Dann kamen vereinzelt Besucher, es kamen Mütter, die mit ihren Kindern reiten wollten, und mit dem Einzug von immer mehr Tieren vergrößerte sich auch die Arbeit. Bianca Biegerl stöhnt aber nicht darüber: “Man darf das nicht als Arbeit sehen.” Sie und ihr Mann sind weiterhin berufstätig. “Die Ranch ist unser Hobby, unser Urlaub und inzwischen auch unser zweites Standbein.”
Auf dem Hof verkaufen die Biegerls Fleisch und Wurst vom Rotwild. Ein eigenes Schlachthaus ist in Planung. Außerdem hat Bianca Biegerl beim Landwirtschaftsamt einen Kurs zur Erlebnisbäuerin gemacht und ist ausgebildete Erlebnispädagogin. Deshalb bietet die Little Hill Ranch Therapie mit Tieren an, zum Beispiel in Form von Lesetraining mit Golden Retriever Einstein und Angebote für Kinder im Vor- und Grundschulalter mit Lese- und Rechtschreibschwäche oder Dyskalkulie.
Die Biegerls haben dafür eine Menge Wissen angesammelt: Für alle hier gehaltenen Tierarten haben sie entsprechende Sachkundenachweise abgelegt. Die Zucht steht nicht im Fokus: “Wir haben hauptsächlich eine gleichgeschlechtliche Zusammensetzung”, sagt Bianca Biegerl. Nur bei den Ponys, Eseln und dem Rotwild wird gezüchtet. Heute besuchen Mutter-Kind-Gruppen, Seniorengruppen, Kindergärten, Schulen und Gruppen in Rahmen von Kindergeburtstagen die Ranch. Und natürlich Urlauber, zum Beispiel zum Reiten oder einfach als Besucher.
Wer die Little Hill Ranch besuchen möchte oder sich für eines der Angebote interessiert, sollte sich anmelden. Das geht über die Website der Ranch.
Tobias Gawlitta weiß, wie die Leute auf sein neues Haustier reagieren: “Die meisten sagen ‘Iiieeh!’ - bis sie sie zum ersten Mal gesehen haben. Dann sind sie voll begeistert.” Seiner Oma ging es da allerdings nicht so: “Die ekelt sich voll. Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass sie einen Katzen-Pulli stricken soll, für den Winter”, scherzt der 27-Jährige. Sicher ist: Der Anblick von “Habibi”, der vier Monate alten Nacktkatze von Tobias Gawlitta und Tamires Ebauer (23), ist gewöhnungsbedürftig: Die Sphynx-Katze hat kein Fell, dafür aber umso größere Ohren und zwei graue und braune Flecken auf dem Kopf. Ihr Gesicht erinnert an eine Fledermaus.
“Habibi” - Arabisch für Liebling - lebt seit einem Monat bei Tobias Gawlitta und Tamires Ebauer in Ursensollen. Warum entscheidet man sich für eine Katze ohne Haare? Eine Allergie war jedenfalls nicht der Grund. Tobias Gawlitta wollte einfach schon immer eine Nacktkatze haben: “Wenn eine Katze, dann eine Nacktkatze.” Woher diese Vorliebe konkret kommt, kann er gar nicht sagen. Aber er weiß um die Vorteile und Besonderheiten einer Katze ohne Fell.
“Sie ist sehr pflegeleicht. Sie kann keine Flöhe kriegen und man braucht nicht jeden Tag saugen, weil sie kein Fell verliert. Man muss sie nur alle ein bis zwei Tage mit einem Feuchttuch abwischen, sonst wird sie zu dreckig. Baden mag sie wie die meisten Katzen nicht. Und wenn sie am Fenster in der Sonne liegt, müssen wir sie mit Sonnencreme einschmieren, damit sie keinen Sonnenbrand bekommt”, erzählt der 27-Jährige. Außerdem fressen Nacktkatzen etwas mehr als normale Katzen, “damit sie mehr Energie haben zum Aufheizen”, so Tobias Gawlitta. Und Energie hat die Kleine eine ganze Menge.
“Habibi” ist keine perfekte Nacktkatze: Sie hat einen “Schweinchen-Schwanz”, wie Tobias Gawlitta ihn nennt. Manchmal kringelt er sich - ein Geburtsfehler. “Nacktkatzen sind schon an sich selten, aber diese ist einzigartig”, so der 27-Jährige.
“Habibi” ist nicht nur äußerlich anders als andere Katzen: “Sie ist eher wie ein kleiner Hund. Gar nicht scheu wie viele andere Katzen, sondern ultra nett und zutraulich. Sie liebt es zu kuscheln und kommt angelaufen, wenn man nach Hause kommt. Oder wenn man sich auf die Couch legt. Sie ist richtig verspielt und verschmust. Sie redet den ganzen Tag, gibt immer Antwort, wenn du sie was fragst”, erzählt Tobias Gawlitta.
Das merken wir auch beim Besuch. “Habibi” kommt ganz ohne Scheu angelaufen, springt an einem hoch, spielt ohne Zögern mit Stift, Notizblock, Objektivdeckel und Reporter-Fingern, als wären es längst bewährte Spielzeuge. Sie bringt einen zum Schmunzeln und animiert zum Spielen. Und ehe man sich versieht, hat sie einen in den Bann gezogen - auch ohne Fell.
Zu Teil 1 der Serie “Tierische Region”
Zu Teil 2 der Serie “Tierische Region”
Welche Stationen dürfen wir für die weiteren Teile der Serie auf keinen Fall verpassen? Wo kann man in und um die Oberpfalz herum exotische Tiere bewundern? Wer hält vielleicht welche zu Hause und möchte sie herzeigen? Schicken Sie uns Ihre Tipps an redaktion@oberpfalznetz.de - wir freuen uns!
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